Zärtlich! Lustvoll! Wüst! – Außerordentlicher Filmkongress des Hofbauer-Kommandos im LURU!

Dauerkarte: 50€
Tageskarte: 20€
Einzelticket regulär/ermäßigt: 8€ / 7€

Dauerkarten können unter info@luru-kino.de vorbestellt und dann vor Ort abgeholt werden.

Kartenvorbestellung oder Online-Kauf für einzelne Vorstellungen noch nicht möglich.
Eine Reservierung für das Open Air ist nicht möglich, hier sind aber ausreichend Plätze vorhanden.

 

Am 4. Januar 2018 standen zwei Leipziger Kinofreunde rauchend in einer Seitengasse nahe der Nürnberger Altstadtmauer. Direkt vor der Holztür, die ins komisch riechende Treppenhaus des Filmhauses und damit auch zum orangenen Saal des KommKinos führt, stand noch ein anderer Raucher. Er musterte zunächst die beiden Angereisten eingehend und fragte dann etwas wie: Na, ihr seid doch neu, von wo? – Aus Leipzig – Ah, aus dem Osten. Das ist selten. Kurz darauf erfuhren die beiden Neulinge, dass der, der sie ansprach, einer der Initiatoren und Kuratoren des Außerordentlichen Filmkongresses des Hofbauer-Kommandos ist. In den nächsten vier Tagen wurde dem aus ganz Deutschland angereisten Freundeskreis des Hofbauerkongresses (HK), wie man das Kino-Happening der Einfachheit halber nennt, ein bunter Strauß des apokryphen, uneitlen und lustbetonten Films präsentiert.
Nun ist der HK im Osten angekommen, auf dem alten Baumwollspinnerei-Gelände und mit der nunmehr 20. Ausgabe (inklusiver einiger besonderer Kongresslieblinge aus früheren Jahren) im Gepäck. Neues Format, bleibende Obsession: Ein Kongress-Gastspiel, wenn man so will, oder wie es in der privatmythologischen Sprache des Kongresses heißt: ein Sondergipfel, der wie die bisherigen Ausgaben unbeirrt eine Alternativgeschichte des Kinos propagiert. Zwei Jahre lang konnte der Kongress nicht im Wellenpeak-Monat Januar „tagen“, nun sollen dafür ein Tapetenwechsel, schwitzrige Leiber und laue Sommernächte – inklusive drei 35mm-Open-Airs inmitten von Industriearchitektur – entschädigen. Mit dem HK teilt das LURU die unbedingte Liebe zum analog projizierten Film und das vorurteilsfreie Durchforsten der (Genre-)Filmgeschichte. Was euch in Leipzig vom 9. bis 12. Juni präsentiert wird, ist fernab des Kanons, manchmal vielleicht auch fernab der Lustbarkeiten, die die Titel der Filme versprechen. Es geht vor allem anderen um das Spektrum dessen, was man erotisch nennt; die Übergänge zur Tristesse und/oder Finsternis sind hier manchmal fließend. Neben einer Würdigung alter Recken wie etwa Lina Romay, Jesús Franco und Joe D’Amato gibt es wieder etliche verborgene Schätzchen zu heben. Die Gastkuratoren haben euch ein Paket geschnürt, bei dem ihr Erfahrungen machen werdet, auf die ihr im stillen Kämmerchen noch nicht einmal in Gedanken gekommen wärt. Ein Roulette d’amour … mit einem der Filmtitel gesprochen (vgl. auch dessen deutsche Um-„Dichtung“).
Und nun noch ein paar Zeilen zweier Kongress-Veteran*innen, die viel besser beschreiben können, was den HK ausmacht, als jemand, der gerade einmal ein „Stammgast“ dreier popeliger Ausgaben ist:

„Die Kongresse richten ihren kundig liebevollen Blick auf Filme, die oft seit Jahrzehnten unbeachtet oder gar verfemt waren. Manche sind so kurios, abseitig und unperfekt wie B-Seiten von Single-Schallplatten. Manche sind sie aber auch einst viel geliebte Kostbarkeiten, deren Neuentdeckung lange reif war. […] Es ist ein Wechselbad der Gefühle, eine Mentalitäts-Experience, eine Zeitreise durch die unterdrückt erregte, schwarzweiße Beklommenheit der frühen Sechziger Jahre, den schwimmtierbunten Pop der Sixties, die fantasievolle, entgrenzende Wildheit der Seventies, die klobige Aufgetakeltheit der Achtziger Jahre. […] Über Filme schreiben viele der Besucher. Vertreter nahezu jedes relevanten deutschen cinephilen Print- oder Onlinemagazins tummeln sich auf den Kongressen.“
– Silvia Szymanski (seit 2019 selbst Hofbauer-Kommandantin)

„Ein weiterer zentraler Aspekt: Die Kongressfilme zählen auch in materieller Hinsicht zu den Vergessenen des Kinos. Das Hofbauer-Kommando führt seine Entdeckungen, so weit möglich, als 35-mm-Kopien vor. Schon deshalb, weil die meisten dieser Filme nie digitalisiert wurden und – angesichts der geringen Mittel, die derzeit dafür zur Verfügung stehen – es wohl auch nie werden; die warten in den hinteren Regalen der Archive auf ihren endgültigen Verfall. Man sieht da, ganz buchstäblich, einem Teil der Filmgeschichte beim Sterben zu, teils in immer noch beglückend leuchtenden Farben, teils aber auch durch rotstichige Schlieren hindurch.“
– Lukas Foerster

Große Freude, vor gut viereinhalb Jahren den Kongress entdeckt zu haben und ihn nun wie wundersam in Leipzig begrüßen zu dürfen!
Tilman aus dem LURU