Das gut versteckte Arthouse-Kino im weltberühmten Kunstzentrum Alte Baumwollspinnerei.

KONTINENTAL ’25 (rum. OmU)

Regie: Radu Jude

109 min / FSK folgt

Orsolya fühlt sich schuldig. Bei einer Zwangsräumung unter ihrer Zuständigkeit strangulierte sich der illegale Hausgast selbst, während sie gerade eine Kaffeepause machte. Die Gerichtsvollzieherin trifft das hart – sie wollte die Räumung doch so human wie möglich durchführen und kann die Schuldgefühle kaum ertragen. Auf ihrem Leidensweg besucht sie eine Kollegin, ihre Mutter, ihren Priester und einen mechanischen T-Rex, um bei ihnen Bestätigung, Vergebung, Ablenkung und Erlösung zu finden. Das brilliant geschriebene Drehbuch von Radu Jude eröffnet einen in unserer rechtschaffenen Welt unangenehmen Diskurs: Wer trägt die Schuld systematischer Verbrechen und was nützt unser Mitleid den Opfern?

ANIMALE (franz.OmU)

Regie: Emma Benestan

98 min / ab 16 Jahren

Nejma ist 22 und will in eine Welt einbrechen, die ihr eigentlich verschlossen ist: Sie will als erste Frau einen traditionsreichen Stierkampf-Wettbewerb in Südfrankreich gewinnen. Während sie unermüdlich für ihren Traum und gegen Vorurteile in dieser männerdominierten Welt kämpft, verschwinden plötzlich junge Männer in ihrer Umgebung. Legenden von einer wilden Kreatur machen die Runde. Doch bald wird klar: Nicht die Schatten der Nacht sind gefährlich – sondern das, was sich im Verborgenen der Gesellschaft eingenistet hat. ANIMALE ist ein kraftvolles feministisches Manifest, das geschickt mit Metaphern und Elementen des Body Horrors spielt. In der Hauptrolle überzeugt Oulaya Amamra (DIVINES) als furchtlose junge Frau, die ihren Platz in einer von Männern dominierten Welt sucht. Der zweite Spielfilm der französischen Filmemacherin Emma Benestan ist ein ebenso wildes wie einfühlsames Kinoerlebnis, das als Abschlussfilm der Semaine de la Critique in Cannes seine Premiere feierte.


REFLECTION IN A DEAD DIAMOND (franz. OmU)

Regie: Fabio Testi und Yannick Renier

87 min / ab 16 Jahren

Sein Name ist Diman, John Diman. Und er hat “Diamantenfieber” – oder doch erste Anzeichen von Demenz? Der in die Jahre gekommene Secret Service Agent vertreibt sich die Zeit in einem luxuriösen Strandhotel mit langen Spaziergängen und seinem Lieblingsdrink. Doch als im Zimmer nebenan eine mysteriöse Frau verschwindet, reaktivieren sich alte Instinkte und er begibt sich auf eine letzte Mission. Dabei durchbrechen immer wieder Fragmente vergangener Heldentaten strahlend scharf seine Realitätswahrnehmung. Reflection in a Dead Diamond bedient sich dafür der visuellen Ekstase der James-Bond-Intros in Kombination mit einer subtilen Kritik der Macho-Helden von einst.

KEIN LAND FÜR NIEMAND – ABSCHOTTUNG EINES EINWANDERUNGSLANDES (mehrsp. OmU)

Regie: Max Ahrens u. Maik Lüdemann

106 min / ab 12 Jahren

Die Dokumentation „Kein Land für Niemand” begleitet eine Rettungsmission im Mittelmeer, zeigt die katastrophalen Zustände in Lagern für Geflüchtete und gibt Menschen eine Stimme, die den lebensgefährlichen Weg nach Europa überlebt haben. Gleichzeitig blickt der Film auf die politische und gesellschaftliche Entwicklung in Deutschland: Ein erstarkender Rechtspopulismus prägt den Diskurs. Flucht und Migration werden zunehmend kriminalisiert, und humanitäre Hilfe gerät unter Druck.

HOCHSTAPLER UND PONYS

Regie: Timo Jacobs

98 min / ab 16 Jahren

Während Casper eine Currywurst genießt, bringt sein Freund Max überraschende Neuigkeiten: anscheinend wurde ohne Caspers wissen sein Drehbuch verfilmt und für den Europäischen Filmpreis in Reikajvik nominiert. Das Drehbuch wurde glatt geklaut. Das fuchst Casper enorm, wittert er doch einen schlimmen Verrat.

STOLZ UND EIGENSINN

Regie: Gerd Kroske

113 min / FSK folgt

Deutschland unmittelbar nach der Wende. Die zweite große Entlassungswelle hat den Osten erreicht. Frauen aus den ehemaligen Industrie-Großbetrieben der DDR erzählen mit heute überraschender Selbstverständlichkeit über sich und die persönlich erlangte Unabhängigkeit durch ihre Arbeit. Selbstbewusst und emanzipiert teilen sie ihr Erstaunen darüber, dass plötzlich nur noch Männer ihre Arbeiten machen sollen. Sie erzählen auch von den einstigen Utopien, die es heute nicht mehr gibt. Zudem sehen wir Aufnahmen aus ihrem Arbeitsalltag in längst verschwundenen Industriegebäuden und Braunkohle-Zechen. Auf alten U-matic-Bändern aus den Beständen des ehemaligen Leipziger Piratensenders KANAL X sind die Interviews erhalten. Über 30 Jahre später hat Gerd Kroske („SPK Komplex“, „Striche ziehen“) diesen filmischen Schatz aus dem Archiv geborgen und die Arbeiter:innen von damals wiedergefunden. Einer Versuchsanordnung gleich, wird das alte Material im Split-Screen von den Frauen neu kommentiert und hinterfragt. „Stolz und Eigensinn“ ist eine mediale Einkreisung, die eine Lücke schließt und Frauen porträtiert, die sich ihren Stolz und Eigensinn bis heute bewahrt haben. Was wurde einst gewonnen? Was ist verloren? Was ist geschehen?

BEST OF CINEMA: SIE LEBEN – THEY LIVE (engl. OmU)

Regie: John Carpenter

93 min / ab 16 Jahren

Außerirdische haben die Erde besetzt. Sie benehmen sich ganz normal und sind optisch nicht von Menschen zu unterscheiden. Nur durch eine Spezialbrille betrachtet, erkennt man ihr wahres Gesicht. Der Gelegenheitsarbeiter John Nada findet eine solche Brille und ist schockiert: Alles deutet auf eine lang geplante Invasion hin, denn Millionen von Aliens bevölkern bereits die Erde. Um den Planeten ungestört ausbeuten zu können, haben sie die Menschen in Hypnose versetzt. Kaum einer kann sich ihrer Gehirnwäsche entziehen. Als sich John einer Untergrundbewegung anschließt, um das Hauptquartier der Wesen zu zerstören, wird er entdeckt. Jetzt machen die Fremden unbarmherzig Jagd auf ihn…

IN DIE SONNE SCHAUEN

Regie: Mascha Schilinski

149 min / ab 16 Jahren

Ein abgeschiedener Vierseitenhof in der Altmark. Die Wände atmen seit über einem Jahrhundert das Leben der Menschen, die hier wohnen, ihren Geschmack, ihr Sein in der Zeit. IN DIE SONNE SCHAUEN erzählt von vier Frauen aus unterschiedlichen Epochen – Alma (1910er), Erika (1940er), Angelika (1980er) und Nelly (2020er) – deren Leben auf unheimliche Weise miteinander verwoben sind. Jede von ihnen erlebt ihre Kindheit oder Jugend auf diesem Hof, doch während sie ihre eigene Gegenwart durchstreifen, offenbaren sich ihnen Spuren der Vergangenheit – unausgesprochene Ängste, verdrängte Traumata, verschüttete Geheimnisse. Alma entdeckt, dass sie nach ihrer verstorbenen Schwester benannt wurde und glaubt, dem gleichen Schicksal folgen zu müssen. Erika verliert sich in einer gefährlichen Faszination fu¨r ihren versehrten Onkel. Angelika balanciert zwischen Todessehnsucht und Lebensgier, gefangen in einem brüchigen Familiensystem. Nelly schließlich, die in scheinbarer Geborgenheit aufwächst, wird von intensiven Träumen und der unbewussten Last der Vergangenheit heimgesucht. Als sich ein tragisches Ereignis auf dem Hof wiederholt, geraten die Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart ins Wanken. Einen großen, epochalen Film hat Mascha Schilinski mit IN DIE SONNE SCHAUEN geschaffen, eine Grand Tour in die feinsten Verzweigungen der Gefühlswelten dieser vier Frauen. IN DIE SONNE SCHAUEN zielt dabei auch auf unsere Gegenwart und unser sich akut veränderndes Erleben von Geschichte und dem Epochenwandel. Ein Film, der sich tief in unsere Wahrnehmung bohrt und die Sensation dort inszeniert, wo das Empfinden am Flüchtigsten ist: im schnell verblassenden Gefühl von Zeit.

Rausch & Stigma – Bilder von Sucht XI

»Turn on, tune in… drop out«?!
Am Dienstag, 14. Oktober 2025, 19 Uhr, zeigt das Luru Kino (Spinnereistraße 7, Leipzig) den Film „Magical Mystery oder: die Rückkehr des Karl Schmidt“ (Arne Feldhusen, 2017). Der Film führt mitten hinein in den Rausch der Technokultur der 90er – und begleitet Karl Schmidt, der als Tourmanager des Labels Bumm Bumm Records versucht, nüchtern zu bleiben. Ohne moralischen Zeigefinger erzählt die Verfilmung von Sven Regeners Roman von Gemeinschaft, Musik und Selbstbehauptung.

Im Anschluss diskutieren wir mit dem Pink-Cloud-Kollektiv über die Frage: Wie viel Rausch braucht eine Party? Das Leipziger Kollektiv steht für eine wachsende Sober-Community, die (Party-)Räume schafft, in denen Musik, Ekstase und Gemeinschaft auch ohne Alkohol oder andere Drogen möglich sind. Sie zeigen Alternativen zum gewohnten Konsum und öffnen Perspektiven auf ein bewusstes, gemeinschaftliches Feiern.

Moderiert wird der Abend von Prof. Georg Schomerus, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Leipzig. Als Forscher zur Stigmatisierung psychischer Erkrankungen weiß er, wie ambivalent unser Blick auf Rausch, Sucht und Nüchternheit ist.

Die Veranstaltung ist kostenfrei und Teil der Woche der Seelischen Gesundheit. Wie immer lädt die Reihe Rausch & Stigma zum offenen Gespräch über Erfahrungen, Eindrücke und Fragen ein.

PS: Zum dreijährigen Jubiläum von Rausch & Stigma lädt das Pink-Cloud-Kollektiv am 18. Oktober 2025 zum Sober Rave im Hausprojekt Conserve (Demmeringstraße 115, Leipzig) ein.

HOUSTON ON FILM

Die Filmreihe „Houston on Film“ widmet sich der texanischen Metropole Houston und beleuchtet deren gesellschaftliche, kulturelle und historische Facetten. Gezeigt werden Klassiker vom Raumfahrt-Drama bis zum Großstadt-Melodram; alle mit Bezug zur Stadt Houston.
Alle Filme laufen in Originalfassung mit Untertiteln (OMU), der Eintritt ist auf Spendenbasis möglich.
Die Reihe findet im Rahmen der langjährigen Städtepartnerschaft zwischen Leipzig und Houston statt, die seit über 30 Jahren den Austausch zwischen beiden Städten auf kultureller, bildungspolitischer und zivilgesellschaftlicher Ebene fördert.
Eine Kooperation des Deutsch-Amerikanischen Instituts Sachsen, der Leipzig-Houston Sister City Association und dem Luru Kino Leipzig.